Die Tinderella-Typisierung

Während das gute alte Internet für einige von uns immer noch Neuland zu sein scheint, (Props an Angelo Merte) sind die meisten mittlerweile doch angekommen – im Web 2.0.

Keiner geht mehr raus, alle ordern online. Spiele werden bei Steam gekauft, alles andere bei Amazon. Die Damenwelt tauscht ihre Fummel über Kleiderkreisel und keiner kauft mehr die Zeitung, weil man alles wichtige sowieso im Netz zuerst erfährt.

Das einzige was man so nicht findet sind Freunde oder gar Partner.

Denkste!

tinder-app

Dank Tinder und Co kann jeder noch so sozial verarmte plötzlich aus seinen eigenen 4 Wänden heraus Frauen kennenlernen. Ich habe kenne Leute, bei denen ich mir sicher war, die gehen ungeöffnet zurück – bis sie schließlich den Tinder-Train ritten und fortan in Hoes erstickten. (Hoes soll hier bitte niemanden verletzen, siehe Tinderella-Typ 3)

Das Prinzip der simpel gestrickten App oder den namhaften Konkurrenz-Produkten muss ich wohl nicht weiter erklären. Für die Kellerkinder, die tatsächlich nicht wissen wie’s läuft:
Klick hier, werde Online-Ermittler und finds selbst raus.

Auch der Boy hat das Experiment gewagt und sich in die digitale Baggerbude begeben; Im Dienste der Wissenschaft versteht sich. Es folgt eine simpel gehaltene Erörterung der 3 Typen von Userinnen, die du dort finden wirst:

Die 3 Tinderella-Level

Typ 1: „Die Sammlerin“

Die Sammlerin ist häufig frisch getrennt, kommt aus einer Langzeitbeziehung, und ihre Freundinnen haben gesagt, sie soll doch einfach mal wieder jemanden treffen – das würde ihr bestimmt gut tun. Eigentlich will sie aber nicht. Also installiert sie sich die Fleischmarkt-App widerwillig „einfach um mal zu gucken“.

Sie fühlt sich einfach noch nicht bereit für etwas Neues, will aber zumindest mal checken was „da draußen“ so rumläuft. Sie matcht was das Zeug hält, wechselt aber nie ein Wort mit jemandem. Sie nimmt die Bestätigung und das daraus gewonnene Selbstvertrauen gerne mit, frustriert dabei aber alle anderen User indem sie schlicht am Zweck der App vorbei-swipet.

Die Gewissheit, dass da draußen jede Menge Kerle sind, die ihr an die Wäsche wollen reicht ihr vollkommen aus.

Niemand hat die Sammlerin je getroffen. Sie agiert im Verborgenen.

Des Boys Rat:

Du willst die Sammlerin nicht matchen – ist nicht gut fürs Selbstbewusstsein, wie ein Hirschgeweih an der Wand zu hängen und fortan nicht mehr beachtet zu werden.

Wie erkennst du die Sammlerin?

Sie hat sich entweder gar nicht erst die Mühe gemacht eine Beschreibung einzugeben, oder dort stehen generische Fakten über sie. Aussagen wie „Love Travelling“, oder ein möglichst nichtssagendes Zitat über Träume, Musik oder Essen deuten auf eine Sammlerin hin.
Am liebsten zitiert werden scharfsinnige Texte aus Radio-Balladen oder Schnörkeltext-Auf-Sonnenuntergang-Posts, die die Sammlerin irgendwann mal bei Facebook geliked hat.

Typ 2: „Die Unschuldige“

Die Unschuldige ist der Sammlerin in vielen Dingen ähnlich. Wo liegt der Unterschied?

Sie ist bereit.

Sie hat eine klare Vorstellung, was sie will. Zumindest glaubt sie das, und lässt es dich umgehend wissen. Sie ist auf der Suche nach einem kompatiblen Partner, nicht nach einer schnellen Nummer. Sie ist nicht besonders spontan sondern geht recht kalkuliert vor.

Zunächst sammelt sie Kandidaten, dann wird ausgewählt. Sie stellt jede Menge Fragen und erzählt kaum von sich selbst, außer dass sie etwas ernstes sucht. Sich mit der Unschuldigen zu unterhalten fühlt sich ein bisschen an wie ein Bewerbungsgespräch.

Hat sie erstmal ein aufschlussreiches Ranking aufgestellt lässt sie sich schließlich von ihrem favorisierten Günstling zu einem Date breitschlagen. Dem Rest wird ab jetzt nicht mehr geantwortet. Das ist zwar nicht besonders höflich, aber das sind wir ja von Firmen-Bewerbungen auch nicht anders gewohnt. Wenn dir die Unschuldige nicht mehr zurückschreibt, ist höchstwahrscheinlich jemand anders zum Assessment-Center eingeladen worden.

Die Unschuldige bevorzugt ebensolche Dates. Also Spaziergänge, Café-Dates etc. bei denen nicht viel schiefgehen kann und sie in aller Ruhe ihr Gegenüber analysieren kann ohne angefasst zu werden. Sie hat sich zwar intensiv vorbereitet, kann ja aber trotzdem nicht ausschließen, dass ihr Auserwählter eigentlich ein Lauch ist.

Sie trifft sich nicht zum Spaß mit jemandem, sondern um zu checken, ob sie sich eine gemeinsame Zukunft mit Golden Retriever, Haus und Hof vorstellen kann.

Das zumindest redet sie sich ein. Dass sie trotzdem von Zeit zu Zeit in fremden Betten aufwacht muss ja keiner wissen. So eine ist sie nämlich eigentlich gar nicht. Neenee. Was sollen schließlich die anderen denken…

Des Boys Rat:

Meide die Unschuldige, wenn du nicht bereit bist, ihr das zu geben was sie braucht.

Und das ist nicht deine Fleischwurst, sondern deine Aufmerksamkeit, Fürsorge und Wertschätzung. Vielleicht passt es ja. Dann erwarten euch zwei und den Golden Retriever glückliche Zeiten.

Wenn das nicht ist was du willst – halt Abstand, du wirst sie sonst verletzen. Egal wie du es anstellst.

Wie erkennst du die Unschuldige?

Die Unschuldige lässt dich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wissen, dass sie dieser Sorte angehört. Hinweise wie „Keine ONS“, „Ich bin keine Frau für eine Nacht“ oder „Wenn du nur was fürs Bett willst such dir eine andere“ sollte selbst das ungeübte Auge erkennen.787b8824da1e0f3bc400a0e5ea623b8b

Sollten diese doch einmal fehlen, halte nach Golden Retrievern und Urlaubsfotos von entfernten Ländern, die sie mit dir bereisen will Ausschau.

 

Typ 3: „Die Hoe“

Die Hoe steht an der Spitze der Tinder-Pyramide, genießt dafür aber wenig Ansehen unter ihren weiblichen Mitstreiterinnen.

Sie hat im Gegensatz zur Unschuldigen aufgegeben sich einzureden, dass One-Night-Stands nicht ihr Ding sind. Ihr Profil ist auf den ersten Blick unauffällig. Keine leeren Weisheiten, keine Golden Retriever, sondern sympathische Fotos und ein paar schnörkellose Eckdaten über sie selbst.

Matcht sie dich stehen die Chancen ganz gut. Vielleicht entsteht eine zwanglose Unterhaltung, die zeitnah auf ein Date abzielt. Es bleibt unkompliziert, man trifft sich. Wenn Sympathie und Stimmung passen ist es nicht unwahrscheinlich, dass ihr schon beim ersten Date im Bett landet. Keine große Sache, die Hoe findet das normal und kann offen über Sex sprechen.

Sie gibt nichts darauf, was andere von ihr denken und hängt ihr Rumgevögel trotzdem nicht an die große Glocke. Sie ist der Typ Frau die du nach dem Feiern mit nach Hause nimmst und dann nie wieder siehst weil sie dir ihre Nummer nicht dagelassen hat.

Die Hoe ist Wegbereiterin des modernen Feminismus. Sie etabliert die sexuelle Selbstbestimmung der Frau in der Mitte der Gesellschaft. Von der toleranten, gleichberechtigten Welt, die wir uns in Politik und Presse immer schön reden sind wir weit entfernt.

Allein die Begrifflichkeiten die sich in unserem Sprachgebrauch halten zeugen von überholten Wertvorstellungen. Es gibt dutzende abwertende Begriffe für sexuell aktive Single-Frauen, aber keinen einzigen neutralen oder gar anerkennenden.
Frauen mit wechselnden Sex-Partnern werden immer noch als „billig“ betitelt, als wären sie Handelswaren minderer Qualität.

Der Boy hat kein Verständnis für Slut-Shaming.

Wenn die Hoe gern mit Typen schlafen möchte, die sie vor 2 Stunden kennen gelernt hat, dann soll sie das tun. Es ist ihr gutes Recht und ein probates Mittel zur Selbstfindung.

Insgeheim wünscht sich doch jeder Typ eine Partnerin, die im Bett weiß, was sie will. Woher soll denn diese Erkenntnis kommen, wenn nicht aus dem Selbstversuch?

Des Boys Rat:

Jeder ist seines Glückes Schmied. Wenn du mit der Hoe nichts anfangen kannst, weil du die Vorstellung, dass sie schon mit anderen Kerlen geschlafen hat unzumutbar findest, rät der Boy:

Werd erwachsen. 21st Century-Shit. #HoeIsLife

Wie erkennst du die Hoe?

Du erkennst die Hoe nicht. Sie offenbart sich.

Und wenn du Glück hast, bleibt sie ja vielleicht zum Frühstück?


 

Der Boy selbst tindert nicht mehr.

„A real man gives up one night stands for a woman he can’t stand one night without.“

 

 

2 Gedanken zu “Die Tinderella-Typisierung

  1. Interessant das Ganze mal aus Männer-Sicht zu betrachten. Hab mich leider nur in keinem der 3 Typen wieder gefunden. Finde deine Kategorisierungen durchaus noch ausbau- und erweiterungswürdig 😉

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    1. Du hast natürlich Recht. Man könnte das Thema deutlich detaillierter aufspalten wenn man denn wollte.

      Menschen haben noch nie besonders gut in Schubladen gepasst. Das Eintopfen nach Kategorien kann allenfalls eine kleine Hilfestellung zum besseren Verständnis darstellen.

      Wenn du dich hier nicht vei Rot, Grün oder Gelb wiederfindest, bist du vielleicht ocker – und das ist auch okay so.
      Hybriden gibt es schließlich immer.

      Der Artikel erhebt keinesfalls einen wissenschaftlichen Anspruch. Vielmehr handelt es sich um Stichproben aus einer wenig repräsentativen Versuchsgruppe

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